Dies ist Teil 1 einer Blogserie zum Thema „Funktionale Rollen im kollaborativen Lernen an der FernUni“.
Kollaboratives Lernen funktioniert nicht immer von alleine! Den Studierenden lediglich die Möglichkeit zum kollaborativen Lernen zu geben, ohne sie dabei explizit zu unterstützen, ist oft fruchtlos (Kreijns, Kirschner, & Jochems, 2003). Kollaborative Lernaktivitäten können allerdings durch sogenannte Scripts unterstützt werden. Diese Kollaborationsskripts sollen den Lernprozess regulieren und anleiten, z.B. indem explizite Handlungsanweisungen mit dem Arbeitsauftrag mitgegeben werden. Funktionale Rollen sind wiederum eine Sonderform der Kollaborationsskripts, die die Zusammenarbeit zwischen den Lernenden regulieren und strukturieren sollen: Jede einzunehmende Rolle hat eine andere Funktion im Erarbeitungsprozess.
So wie bei einem Filmdreh ganz konkrete Handlungsfelder für verschiedene Akteure festgelegt werden (z.B. Tonassistent angelt den Ton in einer Szene), kann man auch versuchen, bei kleineren Kollaborationen die Handlungsbereiche abzustecken. Funktionale Rollen sind also mehr oder weniger ausformulierte Identitäten oder Verantwortlichkeiten, die das individuelle Verhalten im Gruppenprozess anleiten und rahmen (Strijbos & De Laat, 2010). Somit stellen funktionale Rollen eine Form des Scaffolding (Wood, Bruner, Ross, 1976) dar.
In Modul „Lehren und Lernen in der Wissensgesellschaft“ wurden insgesamt drei funktionale Rollen vorgeschlagen:
- AutorInnen
- Peer-ReviewerInnen und
- LektorInnen
Beispielsweise beinhaltet der Aufgabenbereich von Peer-ReviewerInnen die Prüfung der inhaltlichen Korrektheit und Vollständigkeit der bisherigen Texte. Sie unterscheidet sich von den anderen Rollen, den AutorInnen und LektorInnen, indem Sie eine andere Funktion im Erarbeitungsprozess einnimmt.
Funktionale Rollen können zusammen mit der Aufgabenstellung vorgegeben werden, dann nennt man sie gescriptete Rollen. Im Gegensatz dazu spricht man von emergenten Rollen, wenn die Rollen und somit die Verteilung von Aufgaben nicht von vorneherein festgelegt sind, sondern durch Gruppenprozesse eigenständig entstehen sollen (Hoadley, 2009). Zudem können die Rollen fluide sein, sodass die Studierenden zwischen den Rollenvorschlägen frei wechseln können, oder aber fest, sodass die Studierenden eine Rolle über den Verlauf der kollaborativen Arbeit ausüben (siehe Abb.1).
Abb.1. Die Art der funktionalen Rollen kann anhand zweier Dimensionen eingeteilt werden.
In Teil 2 dieser Blogserie wird dann die konkrete Umsetzung dieser Idee näher beschrieben. Dieser erscheint am 2. Sept. 2016.
Quellen:
Hoadley, C. (2010). Roles, design, and the nature of CSCL. Computers in Human Behavior, 26(4), 551-555.
Kreijns, K., Kirschner, P. A., & Jochems, W. (2003). Identifying the pitfalls for social interaction in computer-supported collaborative learning environments: a review of the research. Computers in Human Behavior, 19(3), 335-353.
Strijbos, J. W., & De Laat, M. F. (2010). Developing the role concept for computer-supported collaborative learning: An explorative synthesis. Computers in Human Behavior, 26(4), 495-505.
Wood, D., Bruner, J. S. and Ross, G. (1976), The role of tutoring in problem solving. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 17, 89–100.