Die beiden Video-Produktions-Novizinnen (wir berichten abwechselnd in diesem Blog von unseren Erfahrungen zu dem Projekt EduSmart) und das gesamte Projekt-Team durchliefen bei der Entwicklung der Videoreihe „Mediendidaktik – EduSmart“ nicht nur einen innovativen, sondern vielmehr einen einzigartigen und bereichernden Lern- und Arbeitsprozess.
Bei der Erstellung der ersten zehn Videos für das Modul 2B “Allgemeine Didaktik und Mediendidaktik“ im Bachelor-Studiengang Bildungswissenschaft ging es für das gesamte Team aufregend und lernreich zur Sache: nicht nur das Buch Jan und die Weltkugel Terra haben in den Videos viel gelernt! Vielmehr haben alle durch die Entwicklung dieser beiden Charaktere eine Menge über die Entstehung von (innovativen) Lehr-/Lernvideos erfahren. Die größten Herausforderungen bestanden darin den Einsatz der virtuellen und animierten Hilfskräfte mit dem realen Mentor abzustimmen sowie den beiden Charakteren Leben „einzuhauchen“.
Unseren ersten Artikel der Erfahrungsberichtsreihe veröffentlichten wir bereits am 13. März 2017:
http://socialsoftware.fernuni-hagen.de/erfahrungsbericht-zum-einsatz-von-storytelling-und-animierten-charakteren-die-entstehung-einer-neuen-videoreihe-mediendidaktik-edusmart/
Mit dem Anspruch der Qualität und Professionalität zogen die beiden angehenden Videoproduzentinnen bei diesem Video-Projekt auch die Theorie zu Rate.
Das Projekt sowie der Arbeitsprozess ließen sich mit dem Instructional-Design-Modell ADDIE (Niegemann, et al., 2004) sehr gut strukturieren. Gerade weil die Erfahrung noch fehlte und die Phasen nicht in sich geschlossen waren, konnten die beiden Projektleiterinnen einen systematischen Planungsprozess skizzieren, der immer wieder an die Bedürfnisse und Gegebenheiten angepasst werden konnte.
Das ADDIE-Modell ist eines der bekanntesten Instructional-Design-Modelle und bezeichnet fünf Phasen (Analyse, Design, Development, Implementation, Evaluation) für eine praktische Umsetzung eines Instruktionsdesigns. Da die Phasen des ADDIE-Modells nicht in sich abgeschlossen sind, spricht man von einem iterativen Prozess bei dem alle Phasen systematisch koordiniert werden können.
Den Laptop geladen, die Bleistifte gespitzt und die Flipchart als weiteres Hilfsmittel hinzugezogen, machten sich die beiden Video-Projekt-Newbies an die Analyse – im Nachhinein betrachtet die unkomplizierteste aller Phasen: Was ist zu tun?
ANALYSE
Ausgangssituation, Zielgruppe, Ziel der Videos, zeitliches & finanzielles Budget
In der Analyse-Phase wurde zunächst die Ausgangssituation mit allen Vorgaben identifiziert. Die offene Aufgabenstellung wie auch die Zielsetzung der Videos, Vermittlung fokussierter Lerninhalte zum Modulabschluss, boten viel Raum für Kreativität.
Die Zielgruppe wiederum war durch die Beschränkung auf die Studiengänge und Module bereits stark vorgegeben.
Als Low-Budget-but-High-Quality-Produkt angedacht, sollten die Videos mit internen Ressourcen umsetzbar sein.
Bei der zeitlichen Planung waren viele Anpassungen im Prozessverlauf vorzunehmen und die Kalkulation von Zeitpuffern notwendig.
Durch die Analyse zeichnete sich bereits die nächste Frage ab: Was machen wir jetzt? Wir hatten das Gefühl, dass Alles und Nichts möglich war. Brainstorming war hier nun das Code-Wort und uns rauchten mit der Zeit schon die Köpfe.
DESIGN
Inhalte, Lernziele, pädagogische Strategie & Konzept
In der Designphase stellten wir zunächst Überlegungen an, wie die Umsetzung der Modulinhalte konzeptuell umzusetzen ist. Mit der Zeit kamen wir auf die Idee mehr Charaktere einzubinden, die Prof. Dr. Bastiaens als Mentor unterstützen. Schnell mit dem Team abgestimmt, machte sich eine Kollegin aus dem Lehrgebiet an den 3D-Entwurf von Buch (Jan), Weltkugel (Terra) und dem virtuellen Studio.
Derweil setzten wir uns intensiv mit den Inhalten des Moduls 2B auseinander und konnten dann die passende pädagogische Strategie wählen sowie die Lernziele auf kleinere Themen- und Videoeinheiten herunterbrechen. Der Theorie-Praxis-Transfer des anzueignenden Wissens schien uns, auch mit Blick auf die Erstellung der Hausarbeit, in diesem Zusammenhang sehr wichtig: so unterteilten wir die insgesamt zehn Videoeinheiten auf zwei Teilbereiche. Die ersten fünf EduSmart-Videos vermitteln das Wissen auf rein theoretischer Ebene. Die nächsten fünf Videos gehen auf die praktische Umsetzung einer Blueprint-Erstellung im Rahmen des 4C/ID ein: hier können die Studierenden den drei Hauptakteuren über die Schulter schauen und so daran teilhaben.
Und schon standen wieder neue Fragen im Raum: Wie setzen wir das Ganze denn nun um? Ganz besonders diese Fragestellung führte zu einem stetigen Reflektions- und Anpassungsprozess zwischen Analyse, Design und Development. Durch neue Erkenntnisse, neue Ideen aber auch Hürden blieb der Arbeitsprozess flexibel und anpassungsbedürftig.
DEVELOPMENT
Videos, Umsetzungsmöglichkeiten, Zusatzmaterialien & Produktion
Die Development-Phase, welche auch die Produktion im Studio beinhaltet, war vom zeitlichen Anteil hergesehen, die längste aller Phasen – ganz besonders bei der Entwicklung der ersten fünf Videos.
Da zu Beginn des Projekts das Branding der Videoreihe noch bevorstand und wirklich alles, bis auf Herrn Bastiaens, ein neues Gesicht bekommen musste, war dieser Prozess sehr zeitintensiv. Beim zweiten Projektlauf und der Entwicklung der weiteren fünf Videos konnte man hier die Reduktion der Zeitintensität deutlich bemerken.
Die Entwicklung der Videos ist in die Phasen Pre-Production, Production und Post-Production zu unterteilen. Jede Phase bestand aus mehreren Arbeitsschritten und Koordinations- sowie Abstimmungsprozessen, wodurch sich der Arbeitsprozess zeitweise komplex, aber immer sehr interessant gestaltete. Zum Ende dieses laaangen Arbeitsprozesses konnte es endlich an die Implementation gehen.
IMPLEMENTATION
Lernarrangement einbetten & der Zielgruppe zur Verfügung stellen
Was geschieht nun mit den Videos? Diese Frage war – glücklicherweise – sehr einfach zu beantworten, da der Einsatz der Videos von vorneherein definiert war. Die Lernvideos sind nun in der entsprechenden Lernumgebung des Moduls auf der Plattform Moodle eingebettet und stehen den Studierenden seit dem Wintersemester 2016/2017 zur Verfügung.
Die Einbindung der Videos in Moodle musste gut überdacht und im Kontext der gesamten Lernumgebung gesehen werden. So wurden die EduSmart-Videos nach der zweiten Projektphase zum Sommersemester 2017 nicht nur als Playlist, sondern auch als „virtuelles, gebundenes Buch“ bereitgestellt. Als eigenständiger Themenblock können die Videos von den Studierenden entsprechend ihrer Bedürfnisse genutzt werden.
Bleibt dann noch die Frage: Wie gefallen den Studierenden und Lehrenden die Videos wohl?
EVALUATION
Evaluieren & Modifizieren
Diese Frage beschäftigt natürlich jeden, der ein Projekt durchführt und somit ein Produkt schafft, welches der definierten Zielgruppe zur Verfügung gestellt wird. Als Evaluations-Novizinnen ging es nun daran sich in diese Thematik einzuarbeiten, Reflektionsprozesse einzuleiten, Umfragen zu erstellen, diese statistisch auszuwerten und zu einer Gesamt-Aussage zu bündeln.
Formativ wurde der Arbeitsprozess immer wieder in Rücksprache mit den Projektverantwortlichen und dem Projektteam reflektiert, bewertet und angepasst wie auch verbessert. Bei allen Beteiligten war ein Erfahrungszuwachs zu bemerken, der den Prozess von Mal zu Mal optimierte und zu effektiveren Ergebnissen führte.
Die summativen Evaluationsaspekte bezogen sich auf den Abschluss des Projekts mit den zunächst fünf, später dann zehn Videos. Die Umfragen unter den Studierenden und Lehrenden bildeten hier das Herzstück.
Die Evaluationsphase kann im ADDIE-Modell immer wieder nach Bedarf während und nach jeder einzelnen Phase eingeläutet und durchgeführt werden – soll es sogar. Somit sind zum Ende eines Projektes gute Gesamtaussagen möglich, die jede Phase des Projektprozesses angemessen miteinbeziehen.
Das Video-Format ist in unserer heutigen Wissens-Gesellschaft stark verbreitet und wird gerne genutzt. Beim Betrachten eines Videos ist einem nicht auf Anhieb klar wieviel Arbeit tatsächlich dahinter steckt. So ging es uns als Video-Produktions-Novizinnen auch! Wir waren wirklich erstaunt und teilweise überrascht wie viele Teilschritte, Phasen und detaillierte Abstimmungen bei der Produktion von Lehr-/Lernvideos notwendig sind. Das Ergebnis zeigt: die Mühe lohnt sich allemal und bietet eine sehr gute und effektive Methode der visuellen und multimodalen Wissensverbreitung und Wissensaneignung.
Wie die genaue Umsetzung und die Phasen der Pre-Production, Production und Post-Production nun im Detail ausgesehen haben, erfahrt ihr beim nächsten Mal!
Fortsetzung folgt …
QUELLE
Niegemann, H. M., Hessel, S., Hochscheid‐Mauel, D., Aslanski, K., Deimann, M., & Kreuzberger, G. (Eds.) (2004). Kompendium E‐Learning. Berlin: Springer.